MENSCHEN - GESICHTER DER REGIONEN

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Irmgard Herzog

Ein Leben in den Stürmen der Zeit

Irmgard Herzog

Stenotypistin
07356 Bad Lobenstein

Irmgard Herzog ist ursprünglich sudetendeutscher Herkunft. Sie wird 1936 in Brünn geboren und hier auch noch eingeschult. Nach dem Einmarsch der sowjetischen Truppen bricht bei den Tschechen der Hass auf alles Deutsche hervor, die Familie will nur noch raus und verlässt ihre angestammte Heimat. Irmgard Herzog findet mit ihren Angehörigen zunächst eine neue Heimat in Westdeutschland, wo sie eine katholische Mittelschule besucht, die sie mit der zehnten Klasse abschließt. Anschließend arbeitet sie in einer Konfektionsfabrik. Eines Tages besucht sie ihre Tante in Bad Lobenstein in der DDR. Hier lernt sie ihren ersten Mann kennen und entschließt sich, bei ihm und damit in der DDR zu bleiben, auch weil sie die Schwiegereltern sehr mag. Irmgard Herzog findet Arbeit als Bürokauffrau in der örtlichen Zigarrenfabrik. Der Mann arbeitet als Fahrer bei der Feuerwehr. Als er mit seinen Kameraden mit gefundenen Waffen aus dem Krieg herumhantiert, kommt die Polizei dazu. Ihr Mann verliert die Nerven, erschießt zwei der Polizisten und dann sich selbst. Der älteste Sohn Harald ist zu dieser Zeit noch ein Baby. Auch die zweite Ehe von Irmgard Herzog steht unter keinem guten Stern, ein Krebsleiden rafft ihn dahin. Das tragische Ende ihrer ersten Ehe wirft ebenfalls weiterhin seine Schatten. Als ihr Vater im Sterben liegt, verweigern ihr die Behörden die Besuchserlaubnis. In dieser Zeit bringt sie ihren zweiten Sohn Thomas zur Welt. Dieser erlernt den Beruf eines Schlossers, kann ihn derzeit aber nicht ausüben, da er seit dreieinhalb Jahren krankgeschrieben ist. Der Sohn Harald aus der ersten Ehe ist total westlich eingestellt. Eine Prügelei während einer Tanzveranstaltung bringt den Punkt auf das I, er wird zu einer Haftstrafe verurteilt, die er im Gefängnis Rasnitz absitzen muss. Nach der Haftentlassung stellt er regelmäßig Anträge auf Ausreise aus der DDR und hört auf zu arbeiten. Die Behörden verbieten ihm, seinen Heimatort Lobenstein und die Mutter zu besuchen. Bei einem heimlichen Besuch wird er entdeckt und erneut verhaftet und inhaftiert. Schließlich fliehen auch zwei Brüder des ersten Mannes in den Westen. Ein von ihnen verfasstes Flugblatt vervielfältigt sie, sie wird am nächsten Tag auf ihrer Arbeitsstelle verhaftet und zu zwei Jahren Haft verurteilt, die sie größtenteils in Hoheneck absitzen muss. Der Sohn Harald fasst auch in seiner neuen Heimat, in Hannover, keinen Fuß. Die Mutter holt ihn 1990 sofort wieder nach Bad Lobenstein zurück. Er leidet unter schwerem Verfolgungswahn und stirbt schließlich nach einem Suizid in seiner Wohnung. Nach ihrer Haftentlassung arbeitet Irmgard Herzog in der EDV, gleichzeitig wird ihr verboten, eine Schreibmaschine zu besitzen. Heute hat sie ihren Frieden gefunden, sie besorgt ihren Haushalt und reist gern, die letzte Reise hat sie ans Mittelmeer geführt.
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