MENSCHEN - GESICHTER DER REGIONEN
Gisela Busch
Mit Geduld zum Ziel
Str. der Völkerfreundschaft 45
06886 Lutherstadt Wittenberg
Fon: 03491 / 413126
„Es findet sich immer wieder ein Weg“, sagt Gisela Busch und erzählt von ihrem Werdegang, der das beweist. Ärztin wollte die 1942 geborene werden, aber die in der Grundschule, trotz langer, gesundheitlich bedingter Ausfälle, erlangten sehr guten Noten gewährleisteten das Abitur nicht. Die Tochter eines Arztes zählte zur Intelligenz und die Abiturplätze sollten Arbeiter- und Bauernkindern vorbehalten bleiben. Ihr Klassenlehrer ließ das nicht auf sich beruhen, kämpfte und schaffte die Zulassung zur Abiturstufe. Als spätere Medizinstudentin und vor Prüfungen aufgeregt alles erlernte vergessend, brach sie das Studium nach 3 ½ Semestern ab. Ihr Praktikum im Diakonissen-Krankenhaus in Leipzig nutzte sie, um sich als Schwesternschülerin anzubieten. Sie durfte bleiben und an einer Staatlich anerkannte Fachschule die Krankenschwester-Ausbildung aufnehmen. Im März 1966 hielt sie ihr Staatsexamen in den Händen und nahm danach die Arbeit als Vollschwester auf. Mit ihrer Heirat 1967 wurde sie nicht nur Ehefrau, sondern gleichzeitig auch Mutter ihrer damals zweijährigen Tochter Cornelia (Krankenschwester). 1968 und 1970 kamen noch zwei Jungen dazu. Die schwere Schichtarbeit ließ sich damit nicht in Übereinklang bringen. So half sie temporär im Kohlehandel der Schwiegereltern, nähte Kulissen im Theater und blieb ansonsten bis 1979 zu Hause. Im Januar dieses Jahres begann sie wieder im Beruf zu arbeiten, vorerst stundenweise und mit so viel Freude an der Arbeit, dass die Familie zu kurz kam – aus Sicht ihres Mannes. Die Trennung 1991 und Scheidung 1992 hat ihre private Harmonie aus dem Gleichgewicht gebracht. Änderungen in der Ausübung des Berufes seit der Wende, ihren Enthusiasmus gebremst. Immer weniger Zeit war für die Patientenversorgung da und der soziale Aspekt, den sie an ihren Aufgaben liebte, kam immer kürzer. Die Möglichkeit in die Altersteilzeit zu gehen, nahm Gisela Busch somit im Juni 2003 gerne an. Heute engagiert sie sich im Paul-Gerhardt-Stift im Patientenbegleitdienst und in der Singerunde. Seit 25 Jahren singt sie zudem in der Wittenberger Stadtkirchenkantorei (ca. 30 Jahre) und in der Seniorenkantorei (ca. 5 Jahre). Sie achtet auf vielfältige Kontakte. „Jeden Tag raus“ ist ihre Devise und Seniorensport, Seniorentanz, Kirchenkaffee in der Gemeinde und Begrüßungsdienst „Mittel zum Zweck“. Die Wende hat den Menschen die Reisefreiheit geschenkt und ihnen auch ermöglicht mit den Verwandten enger zusammenzurücken. Aber sie hat auch eine Kehrseite, die Gisela Busch aus eigener Erfahrung kennt: Viel Vertrautes, Bekanntes, Bewährtes wurde abgeschafft. Manches davon sinnfrei, wie man daran sieht, dass die Ärztehäuser heute die Polikliniken von einst nachstellen. Arbeitsplätze gingen verloren, neue Krankheitsbilder kamen. Grenzen werden überschritten. Selbst während dem Konfirmationsgottesdienst vor Diebstahl kein Halt gemacht. Das macht die Menschen traurig und ungleiche Behandlung enttäuscht sie zudem. Gisela Busch ist eine gute Zuhörerin, sicher weil sie es selbst sehr schätzt, angenommen zu sein, wie sie ist. Sie hat sich lange Zeit von ihren Lebenserlebnissen niederdrücken lassen. Als gläubiger Mensch sagt sie sich heute jedoch: „Es findet sich immer ein Weg“ und geht dieses Ziel jeden Tag aufs Neue geduldig an.