MENSCHEN - GESICHTER DER REGIONEN

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Rudolf Weisheit

Mit einem Drahtseilakt um die Welt

Rudolf Weisheit

Hochseilequilibrist i.R.
Artistengruppe „Geschwister Weisheit“
Oberstr. 1

99867 Gotha
Fon: 03621 / 851817

Internet: www.hochseil.de
 

Rudolf Weisheit ist bis 2010 der Seniorchef einer der berühmtesten Hochseiltruppen Deutschlands, der „Geschwister Weisheit“. Diese existiert seit 1900, Rudolf Weisheit wird also 1942 in eine Familie mit damals schon großer Tradition hinein geboren. Diese wird von den US-Amerikanern nach ihrem Einmarsch zunächst verboten, die nachfolgende Rote Armee will die Herzen der Bevölkerung über die Kultur gewinnen und lässt die Hochseilartisten wieder auftreten. Seit 1914 besitzt die Familie ein Haus in Roßla im Harz, das im Laufe der Jahre zu eng wird. Gleichzeitig betreiben die „Geschwister Weisheit“ neben ihrer Hochseilakrobatik einen Zirkus. Beides wird 1952 enteignet, nach dem Volksaufstand am 17. Juni erhalten sie einen Teil ihres Vermögens zurück und verbringen den Winter nun stets dort, wo sie sich gerade aufhalten. Ab 1960 haben sie ihr Winterquartier in der damaligen „Stalinstadt“, später Eisenhüttenstadt, später erwirbt die Familie das Grundstück in Gotha. „Ich habe in meinem Leben einige 100 Schulen erlebt“, schmunzelt Rudolf Weisheit in Anspielung auf eine Schulzeit unter den Bedingungen des ständigen Unterwegsseins. Trotzdem schließt er 1957 die achte Klasse mit guten Ergebnissen ab, seine Kinder Peter, André und Katrin beenden die zehnte Klasse als die Besten ihres Jahrgangs. Peter wird später Elektroinstallateur, André LKW-Schlosser und Katrin Damenmaßschneiderin, alles Berufe, die sich für den Tourneebetrieb als sehr nützlich erweisen. Die Weisheits haben stets sehr viel Wert auf die Bildung ihrer Kinder gelegt, alle sprechen außerdem ein sehr gutes Englisch. Rudolf Weisheit tritt schon mit fünf Jahren auf und beendet die aktive Laufbahn mit 68 beim Internationalen Zirkusfestival von Monte Carlo mit seiner Hochseiltruppe als Preisträger. Bei einer Vorstellung lernt er seine spätere Frau Edeltraut kennen, als die Artisten eine mutige Frau suchen, die sich von ihnen über die Seile tragen lässt. Diese ist so begeistert, dass sie später selbst in den Vorstellungen auftritt. Im Jahr 1973 übernimmt Rudolf Weisheit die Führung der „Geschwister Weisheit“ von seinem Vater. Die Artisten bieten nicht nur ihr Programm auf dem Seil dar, sondern veranstalten im Winter auch Varietéprogramme, für die sie ein Instrument erlernen. Diese Programme gehen oft bis früh um drei Uhr und reißen das Publikum vielfach zu Begeisterungsstürmen hin. Daran kann auch ein kurzzeitiges Berufsverbot in den Jahren 1963 und 1964 nichts ändern, das trotz ihrer großen Bekanntheit in Europa wegen „Dilettantismus“ gegen sie verhängt wird. Später erhält Rudolf Weisheit als erster Artist 1984 sogar den Kunstpreis der DDR. Bereits vor 1989 geben die „Geschwister Weisheit“ Gastspiele in Österreich, West-Berlin und Holland. Trotz vieler Schwierigkeiten wollen sie die DDR nicht verlassen. Dazu gehören auch Materialprobleme. Für jedes Stück Kabel oder für jeden LKW bedarf es einer Freigabe durch die jeweiligen Behörden. Während einer Aussprache mit dem Erfurter SED-Bezirkssekretär Gerhard Müller spricht Rudolf Weisheit als einziger der anwesenden Künstler diese Probleme an. Ab 1990 brechen viele der langjährigen Verbindungen zunächst weg. Selbst bekannte und erfolgreiche DDR-Künstler sind zunächst nicht mehr gefragt. Durch Vermittlung eines ehemaligen Mitstreiters der „Geschwister Weisheit“, der 1960 in den Westen ging, kann die Hochseiltruppe in einem Freizeitpark in der Pfalz auftreten und hier bald an frühere Erfolge anknüpfen. Ab 1997 sind sie wieder auf Tournee und sorgen in Thailand, Oman, Hong Kong und in Europa für Beifallsstürme. „Ich habe die Truppe in die Marktwirtschaft geführt“, bewertet Rudolf Weisheit diese Entwicklung nicht ohne Stolz. Davon zeugt auch die Verleihung des Thüringer Verdienstordens (2003). Heute sind die „Geschwister Weisheit“ als eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) organisiert, aber immer noch ein reines Familienunternehmen. Die weitere Nachfolge ist ebenfalls gesichert. Rudolf Weisheit selbst ist stolz auf seine drei Kinder, auf die acht Enkel und drei Urenkel. Und auch in Zukunft werden zehn Artisten auf dem Seil eine Sensation in Europa und in der Welt sein.
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