MENSCHEN - GESICHTER DER REGIONEN

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Prof. Ingeborg Rapoport

Ein erfülltes Leben im Dienste der Neugeborenen

Ingeborg Rapoport
Leiterin der Klinik für Neonatologie der Charité, i. R.

Kuckhoffstraße 45
13165 Berlin
Fon: 030 / 4774366

Das Mädchen Ingeborg kam am 2. September 1912 in Afrika zur Welt. In Kribi, das ist ein kleiner Ort in Kamerun, damals noch deutscher Kolonialbesitz des Kaiserreiches. Sie ist dann nach sechs Wochen nach Deutschland gekommen, mit ihren Eltern nach Hamburg, und hat nach der obligaten Schulbildung dort bis 1937 Medizin studiert. 1938, mit 26 Jahren, wanderte sie in die USA aus, in die Emigration, um den Nazis als Halbjüdin nicht in die Hände zu fallen. Dort praktizierte sie in verschiedenen Krankenhäusern und hat dann in Philadelphia noch zwei Jahre Medizinstudium ihrer Ausbildung in Deutschland hinzugefügt. Heute erinnert sie sich gern daran, dass sie eigentlich schon als kleines Kind den Medizinberuf geliebt hat, indem sie ihre Teddybären operierte. Ihr Großvater war übrigens Dermatologe. Bis 1940 war sie dann in Baltimore als Pädiatrieärztin in verschiedenen Krankenhäusern, vor allem im Johns Hopkins, tätig und danach im Cincinnatus in Ohio. In den insgesamt zwölf Jahren ihres Aufenthalts in den USA war sie völlig allein auf sich gestellt. Aber sie machte aus diesen Zwangs-Wanderjahren eine Tugend, indem sie sich tapfer durchbiss und auf ihrem Fachgebiet neue Wege und Erkenntnisse entdeckte und sich aneignete. Sie lernte dann Samuel Mitja kennen, einen Mann mit kommunistischer Gesinnung, den sie später heiratete und dem sie vier Kinder gebar, zwei Söhne und zwei Töchter. Samuel Mitja war ein weltbekannter Biochemiker, dem wir noch heute die modernen Grundlagen der Blutkonservierung zu verdanken haben. Leider ist er bereits verstorben. Während der berüchtigten McCarthy-Ära kehrte das Paar 1950 nach Europa zurück, zunächst nach Österreich, in die Heimat von Ingeborgs Mann, und schließlich 1952 nach Ostberlin. Dort begann für sie geradezu eine Blütezeit in ihrem medizinischen Beruf. Sie war zunächst in der Kinderklinik in Buch tätig, habilitierte dann an der Charité und begründete die Abteilung für Neonatologie an der Charité und damit auch ein neues Forschungsgebiet damals in der DDR. Zugleich wurde sie Gründerin und Leiterin des Forschungsprojekts Perinatologie. Dann, 60-jährig, emeritierte sie und hat noch zwei Jahre aus Lust und Liebe Forschung im Labor betrieben. Heute mit 97 Jahren ist sie immer noch ganz mobil, nur das Augenlicht lässt sie langsam im Stich. Ihren Ehemann, den sie bewundert hat, wird sie nie vergessen. Auf ihn und auf ihre Kinder ist sie besonders stolz. Und natürlich auf „ihre“ Studenten, die sie bis heute so sehr verehren. Sie sieht noch heute mit Freude auf die kameradschaftliche, vorwärtsdrängende, gemeinsame Schaffensperiode mit den Kollegen zurück.
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